Selbstvertrauen

Durch Bindungsforschungen sind wir besonders auf die Bedeutung von Trennung und Verlust (auch von Vertrauen!) hingewiesen worden. Sie sollten nicht als “sowieso” nötig o .ä. abgewertet, sondern in ihnen die Opfersituation berücksichtigt werden. Nicht so selten können sich Opfer posttraumatisch zu Tätern wandeln und so zum aversiven Musizieren (Gewalt, Reizflut) greifen. Trennungserfahrungen und Verlusterlebnisse beeinträchtigen die Adversivierung von Bindungsqualitäten und auch von Einstellungen dem Musizieren gegenüber und können deshalb auf andere soziale Beziehungen übertragen werden. Das “Fassungslose” wird durch Umwandlungen und Verfälschungen in das bestehende unterbewusste System integriert und dann noch häufig genug dogmatisiert. Für die Musiktherapie bedeutet dies, ggf. nach erlittenen Trennungs- und Verlusterfahrungen zu fragen, um Selbstvertrauen aufbauen zu helfen.

Die melancholische Blockade

    (Düsternis, Weltschmerz, Schwerfälligkeit, Klammerkopfschmerz, Beklemmungen in der Brust sind mögliche Symptome)

vermittelt eine Empfinden von Überforderung (“was soll ich denn noch alles”, “wo soll ich denn anfangen” u. ä.) als Konkretion des numinosen Empfinden von Furcht.

Furcht kann zu solchen physiologischen Folgen führen, die umgangssprachlich so ausgedrückt werden: etwas geht an die Nieren, etwas geht unter die Haut, die Haare stehen zu Berge. Dies weist auf eine Überbetonung des Parasympathikus, was weitere Folgen zeitigen kann (z. B. Durchfall, Krämpfe, Zittern, Hypokinese und Frakturgefahr).

Da Furcht eben nicht konkret ist, wird eine Konkretion gesucht, die sie umwandeln soll, z. B. Sorge (bezieht sich auf die Zukunft und kann mit Fiktionen arbeiten).

Viele Religionen verwenden Musik, um Furcht zu erregen.

Furcht ist gekoppelt an Ehrfurcht und Dankbarkeit (wofür auch immer...), was patriarchal erwünschte “Haltungen” sind, um die mögliche eigene Entwicklung und damit Selbstvertrauen im Zaum zu halten.

Musizieren als selbstige Lebensäußerung zu identifizieren und Erfahrungen angenehmer Ereignisse zu trauen, lässt erkennen, dass Freude die Verweigerung durch Furcht aufhebt, auch wenn sie nicht in Worte zu fassen ist und mit Spass (oder auch Spaß) verwechselt werden kann. Doch die Umwandlung von Furchtstarre in (scheinbar) “furchterregendes” Experimentieren startet bereits eine neue Beziehung zu sich selbst.